St. Margarethen, Lehrberg

An der Bundesstraße 13 von Ansbach nach Würzburg, der Durchgangsstraße, um die herum Lehrberg gelegen ist, steht an der höchsten Stelle am Marktplatz die stattliche Kirche St. Margarethen, die im Jahr 1059 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Bischof von Eichstätt, St. Gundekar, hat sie einst geweiht. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche im Jahr 1731. Das schlichte barocke Gotteshaus wurde damals neu an den alten Turm aus der Ursprungszeit angebaut und entspricht im Stil anderen Gebäuden der Ansbacher Markgrafen. Es bietet mit den beiden Emporen Raum für ca. 480 Personen. Der Turm erhielt 1786 die imposante Barockhaube, die weithin im Rezattal sichtbar ist und von der aus die vier Glocken ins Land erklingen.

 

Baugeschichte

Die Kirche ist wie der Ort langsam gewachsen. Sechs verschiedene Bauformen haben sich seit 1059 nachweisbar im Lauf der Jahrhunderte an gleicher Stelle abgelöst. Ein Lehrer hat die Modelle, wie man sich die Vorgängerbauten vorzustellen hat, mit seinen Schülern nachgebaut. Der Besucher kann sie in der Kirche sehen. Das sind Versuche, sich anhand der vorhandenen Aufzeichnungen vorzustellen, wie das einmal gewesen ist. Jedenfalls haben sich die Größe und die Aufgabenstellung der Kirche gewandelt. War es vor der Reformation eine Wallfahrtskirche mit verschiedenen Altären, so ist sie heute die typische lutherische Predigtkirche. Wenn ein Gebäude nicht mehr in Ordnung war, wurde es abgetragen und neu gebaut oder umgebaut. Die letzten großen Renovierungen von Turm (2001) und Dachstuhl (2006), die Trockenlegung der Fundamente und die Wiederherstellung der durch die Gasexplosion von 2006 zerstörten Fenster, die sich bis 2007 hinzogen, haben dazu beigetragen, dass die Kirche in der gegenwärtigen Gestalt auch weitere Jahrhunderte überdauern kann und nicht dem Verfall preisgegeben sein soll.

In verschiedenen Modellen ist im Altarraum die Baugeschichte von St. Margarethen dargestellt. 

 

Glocken

Die Kirche hat vier Glocken. Eine davon ist immer im Turm geblieben, zwei im Krieg abgelieferte Glocken kamen nach 1945 wieder zurück. Sie spiegeln ein Stück der Geschichte dieser Kirche. Ihre Inschriften – aus vorreformatorischer Zeit – erinnern an das „Ave Maria“ als wichtiges Gebetsstück. Eine große Glocke von 1542, die durch den zweiten Weltkrieg abhanden gekommen ist, wurde 1957 durch eine neue ersetzt. Sie trägt die Inschrift: „Gottes Wort bleibet in Ewigkeit“.

Altar

Der Turm mit seinen romanischen Fensterbögen und dem gotischen Gewölbe und das aus der Barockzeit stammende Kirchenschiff sind seit 1867 durch den aus Holz gearbeiteten neugotischen Altar verbunden, auf den hin der ganze Kirchenraum seither ausgerichtet ist. Das Bild des Gekreuzigten steht über den Figuren der drei Apostel Paulus, Johannes und Petrus. Auch Kanzel und Taufstein gehen auf den gleichen Meister zurück. Diese drei Zentralstücke als die Orte, an denen die „Gnadenmittel“ der Kirche, das Wort Gottes mit seiner Auslegung in der Predigt, die heilige Taufe und das heilige Abendmahl verwaltet werden, sind nach dem Lehrverständnis der evangelisch-lutherischen Kirche die Zentralpunkte in der Kirche. Das kommt durch die kunstvolle Gestaltung und Anordnung in unserer Kirche sehr gut zum Ausdruck. Jeder, der den Raum betritt, versteht diese Botschaft. Dem Betrachter wird sofort vermittelt, was hier wichtig ist. Im Zentrum des Glaubens wie des Baus steht der Gekreuzigte, wie ihn die Apostel bezeugen

 

Sakramentsnische

An der Turmwand links vom Altar hat sich die frühgotische Sakramentsnische von 1337 über alle Veränderungen des Baus erhalten. Die kunstvollen in Sandstein gehauenen Kanten der Rahmensteine lassen die gotischen Stilelemente gut erkennen. In dieser Nische wurden vor der Reformation die von der Abendmahlsfeier übrig gebliebenen geweihten Hostien mit den heiligen Geräten aufbewahrt. Nach lutherischer Lehre wird darauf geachtet, dass nach jeder Beendigung der Abendmahlsfeier keine geweihten Hostien zurückbleiben. Das kunstvolle vergoldete Gitter wurde zur 900-Jahrfeier gestiftet und von dem Lehrberger Goldschmied Karl Drescher entworfen und gefertigt. Es stellt das Osterlamm mit der Fahne als Zeichen des Sieges über den Tod dar. Die Kraft des triumphierenden auferstandenen Christus wird in der Abendmahlsfeier verkündigt und jedem ausgeteilt. So ist auch die Sakramentsnische eine wortlose Verkündigung an den Betrachter. „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offenbarung 5, 13).

 

Orgel

Die Orgel hat seit dem Bau des Kirchenschiffes mehrere Veränderungen erlebt. Der Prospekt – so nennt man unter Fachleuten die Vorderansicht – und das Gehäuse gehen zweifellos auf die um 1730 erbaute erste Orgel in diesem Gebäude zurück. Das heutige Spielwerk und Pfeifenmaterial wurden 1909 von Johannes Strebel aus Nürnberg nach damals modernen Gesichtspunkten eingebaut.
2020 wurde die Orgel von der Firma Vleugels restauriert und um ein weiteres Auxiliarwerk erweitert.